Diese Art von Belästigung von Menschen müssen wir als Mitglieder oder Anhänger des Nudismus entschieden bekämpfen!!!
Zwei junge Frauen werden auf ihren Ausritten in Andelfingen ZH an der Thur von Blüttern belästigt. Die Nudisten seien in den letzten Monaten immer dreister geworden.
- von
- Daniel Krähenbühl
In Andelfingen an der Thur gibt es seit Jahren eine FKK-Community. Auf den Kiesbänken frönen die Nacktbadenden – vor allem Männer – der Freikörperkultur. Das hat Patricia* (25) und Selina* (26), die mit ihren Pferden am Ufer der Thur ausreiten, früher nie gestört. Nachdem zu Beginn der Corona-Pandemie aber auf einschlägigen Websites und auf Google Werbung für den FKK-Standort in Andelfingen gemacht wurde, habe sich die Situation verschärft. «Es wird vorgegaukelt, dass an der Thur ein offizieller Nacktbade-Platz besteht, obwohl dem nicht so ist», sagt Selina. So gebe es etwa Hinweise, dass es in den Gebüschen am Ufer «stille Nischen» gebe, «um alleine oder miteinander Spass zu haben». Statt wie früher nur am unteren Teil des Flusses, besetzt die FKK-Community nun den ganzen Flussabschnitt.
Für Selina und Patricia, die seit mehreren Jahren im Sommer gerne mit den Pferden in der Thur baden gehen, sei die Situation mittlerweile «unerträglich» geworden. «Unsere Tiere lieben das Wasser, das wollen wir ihnen nicht nehmen», sagt Selina. «Da wir mit den Pferden nicht überall zum Fluss gelangen können, bleibt uns aber nur der Abschnitt mit den nackten Männern.» Wenn sie vorbeireiten oder ins Wasser gehen, würden die Männer unverfroren aufstehen und sich ihnen präsentieren. «Wir werden angeglotzt, sexuell belästigt und es fallen haufenweise dumme Sprüche.»
«Ich lasse meine Kinder nicht mehr alleine an den Fluss»
Bei der Polizei hätten sie sich bereits beschwert. Dort seien sie jedoch nicht ernst genommen und abgewimmelt worden, sagt Selina. «Uns wurde gesagt, dass man nichts tun könne, solange uns die Männer nicht zwischen die Beine fassen.» Die beiden 25-Jährigen trauten sich mittlerweile nicht mehr ohne Hund oder weitere Begleitung an den Fluss. Dabei seien sie nicht die einzigen, die mit dem Verhalten gewisser Leute aus der FKK-Community Probleme hätten. «Als kürzlich eine andere Reiterin alleine unterwegs war, kamen zwei nackte Männer auf sie zu und fragten sie, ob man sie kaufen könne», erzählt Selina. «Die Männer werden immer dreister. Muss zuerst immer etwas passieren, damit etwas unternommen wird?»
Auch Bewohnerinnen und Bewohner von Andelfingen zeigen sich besorgt: «Ich lasse meine Kinder nicht mehr alleine an den Fluss», sagt ein Anwohner. «Früher gingen dort viele Familien in der Thur baden. Seit Beginn der Corona-Pandemie gibt es aber viel mehr Nudisten, die sich auf der ganzen Uferbank ausbreiten und den Ort als ihre persönliche Spielwiese betrachten.» Dass man solche Anblicke der Familie ersparen möchte, sei klar, so der Mann.
FKK-Community ist entzweit
Ein Naturisten-Paar aus Andelfingen kann die Klagen nachvollziehen: «Probleme gibt es erst seit etwa zwei Jahren, seit auf Google und Onlineportalen auf den FKK-Platz hingewiesen wird», sagt der Mann (56). Früher habe zwischen den Anwohnenden und der FKK-Community ein ungeschriebenes Gesetz gegolten: «Der untere Teil ‹gehörte› uns, der obere Teil des Flusses Personen in Bikinis und Badehosen.» Wenn Kinder oder Familien in der Nähe waren, habe man sich abgedreht oder verdeckt.
«Seit die Polizei bei der Werdinsel in der Stadt Zürich häufiger kontrolliert, kommen die Leute aber hierher, vergnügen sich in den Gebüschen und präsentieren sich ungeniert», so der Mann. Seine Partnerin (43) stimmt zu: «Im Gegensatz zu früher komme ich nicht mehr alleine her.» Zwischen alteingesessenen Naturisten und FKK-Zuzügern komme es deshalb immer wieder mal zu Auseinandersetzungen. «Wir wollen einfach in Ruhe baden und uns sonnen. Den anderen geht es vor allem darum, andere Leute intim kennenzulernen.»
Anzeige bei Belästigungen
Wie die Kantonspolizei Zürich auf Anfrage schreibt, wird keine spezielle Statistik zu entsprechenden Vorfällen geführt. Im Kanton Zürich bestehe jedoch kein Nacktbadeverbot. Auch die Gemeinde Andelfingen habe kein solches Verbot erlassen, sagt Polizeisprecher Marc Besson. «Wenn sich jemand jedoch in seiner persönlichen Integrität gestört fühlt, handelt die Polizei.» Die Personen würden kontrolliert und je nach Verhalten, beziehungsweise Anzeige, an die zuständige Untersuchungsbehörde verzeigt.
Laut Hansruedi Jucker, Gemeindepräsident von Andelfingen, tauscht sich die Gemeinde in regelmässigen Abständen mit dem Kanton Zürich und der Kantonspolizei Zürich zum Thema aus. «Ein Verbot drängt sich aus rechtlicher Sicht nicht auf, da FKK, wie in diesem Fall am Thurufer, grundsätzlich erlaubt ist.» Fühle sich jemand belästigt, müsse diese Person direkt bei der Kantonspolizei Anzeige gegen die belästigende Person erstatten. «Sollte eine Häufigkeit berechtigter Anzeigen festzustellen sein, würde die Kapo vermehrt Kontrollen durchführen», so Jucker. «Und wenn die Gründe zu einer Anzeige berechtigen, werden sie auch entsprechende Bussen aussprechen.»
*Namen der Redaktion bekannt
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