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06 Mai 2025

FKK Sonnenbad Wolfensberg (Winterthur)

15.4.25

Link zum Artikel: Info / Artikel Wolfensberg 


Sonnenbad am Wolfensberg

Das Sonnenbad am Wolfensberg war bei seiner Eröffnung 1900 die erste Anlage dieser Art in der Schweiz. Der Verein zur Hebung der Volksgesundheit, Sektion Winterthur, richtete es ein, damit die Vereinsmitglieder von der wohltätigen Wirkung der Sonne profitieren konnten. 1910 und 1947/48 wurde die Anlage ganz neu erbaut und 1980 zum «FKK-Bad» umfunktioniert. Seit dem Verkauf an die Stadt 2011 ist sie geschlossen und in einen Dornröschenschlaf verfallen. 2023/24 soll sie saniert und mit neuer Funktion für die Allgemeinheit geöffnet werden.


Die Anfänge im «Ziel»

Im Jahr 1900 eröffnete der Verein zur Hebung der Volksgesundheit, Sektion Winterthur, im „Ziel“ in Veltheim ein Sonnenbad. In lockeren Kleidern machten hier die Vereinsmitglieder – strikte nach Geschlecht getrennt – Leibesübungen und Spiele, oder sie genossen einfach die Strahlung der Sonne. Es war dies die erste Anlage dieser Art in der Schweiz. Das Ziel des Vereins (heute vitaswiss) war die Aufklärung über eine gesunde, naturnahe Lebens- und Heilweise. Die Arbeiter sollten heraus aus ihren düsteren Wohnungen und an die Sonne, sich bewegen, gesund ernähren, möglichst auf Alkohol und Tabak verzichten und bei Krankheit Naturheilmittel anwenden. Der Verein verkündete aber keine dogmatische Heilslehre, sondern setzte sich pragmatisch dafür ein, dass seine Mitglieder auch Gelegenheit erhielten, nach diesen Prinzipien zu leben.

Sonnenbad, Familiengärten und Schwimmbad

In diesem Sinne kaufte die Winterthurer Sektion 1910 am Waldrand am Wolfensberg, nahe beim ersten Sonnenbad, ein grösseres Stück Land mit einem ehemaligen Steinbruch. Hier richtete sie eine Schrebergarten-Anlage und ein neues Sonnenbad ein. Die Gartenparzellen konnten zu einem erschwinglichen Preis gepachtet und auf eigene Kosten mit einem Gartenhaus angereichert werden; sie waren keine Nutzgärten, sondern zur Erholung bestimmte Familiengärten. Viele der hübschen Gartenhäuser aus den Gründungsjahren werden noch heute gehegt und gepflegt. Während die Familiengärten sehr beliebt waren, litt das Sonnenbad bald unter Besuchermangel. In den 1920er-Jahren übernahm eine neue Generation jüngerer, unternehmungslustiger Mitglieder das Ruder im Verein.

Zur Attraktivitätssteigerung des Sonnenbads planten sie den Bau eines Restaurants und setzten diesen gegen den Widerstand der älteren Generation durch. 1928 eröffnete die alkoholfreie Wirtschaft «zum Wolfensberg» den Betrieb im heutigen Badmeisterhaus. Sie brachte aber nicht die gewünschte Belebung des Sonnenbads, sondern wurde bald zur zusätzlichen Belastung für den Verein. In einer forschen Vorwärtsstrategie beabsichtigte nun der Vereinspräsident Johann Wiesmann (1891–1983), auf dem Gelände des ehemaligen Steinbruchs ein Schwimmbad zu errichten, um die Wirtschaft und das Sonnenbad zu beleben – so entstand das Schwimmbad Wolfensberg, das im Sommer 1936 eröffnet wurde.

Das Sonnenbad von 1947/48

Der Bau des Schwimmbads brachte zwar den Verein an den Rand seiner Kräfte – aber Vereinspräsident Wiesmann hatte sein Auge bereits unmittelbar nach dem glücklichen Abschluss des Schwimmbad-Abenteuers auf das Sonnenbad geworfen, das allmählich in die Jahre gekommen und immer noch schlecht besucht war. Schon 1938 präsentierte er dem Vereinsvorstand seine Pläne für einen Neubau, und obwohl sein forsches Tempo überall auf Ablehnung stiess und eine Finanzierung in den Sternen stand, entwickelte er das Projekt unbeirrt weiter. Als er 1941 eigenmächtig einen Architekten mit der Ausarbeitung eines Projekts beauftragte, war das Mass voll: Wiesmann wurde 1942 als Präsident und Vorstandsmitglied abgewählt, und um das Sonnenbad wurde es ruhig.

Erst 1947 kam das Thema wieder aufs Tapet. Nach einigen heissen Sommern mit guten Besuchszahlen beschloss der Verein, ein neues Sonnenbad nach Plänen des Gartengestalters Ernst Meili zu bauen. Trotz grossem Arbeitseinsatz der Vereinsmitglieder wurde das Baubudget von 88‘000 Franken um 27‘000 Franken überschritten; dank privaten Spenden und einem städtischen Beitrag entging der Verein einem Fiasko. Die 1948 eingeweihte Anlage besass einen offenen Familienbereich und ein rundum gegen Sicht geschütztes, nach Geschlechtern getrenntes Nacktbadeabteil mit Einzelzellen. Sie war fortan der Stolz des Vereins und erfreute sich auch reger Benutzung.

Als das Sonnenbad in den 1970er-Jahren allmählich Altersmängel zeigte, wurde es 1980 renoviert und umgebaut – durch den Verkauf des Schwimmbads an die Stadt war der Verein 1963 zu einem unverhofften Geldsegen gekommen, so dass die Finanzierung kein Problem war. Die Einzelzellen wurden abgebrochen und das Männerbad der gemischten Abteilung zugeschlagen – das Sonnenbad wurde zum reinen Nacktbad mit einem separaten Frauenabteil. Eine treue Anhängerschaft nutzte in den folgenden Jahrzehnten das «FKK-Bad» und wurde mit ihm älter. Jungen Nachwuchs gab es kaum, und die Schrebergärtler hatten sich bereits vom Verein gelöst.

Dornröschenschlaf und angekündigtes Erwachen

Als sich zu Beginn des neuen Jahrtausends eine erneute Renovation der Anlage aufdrängte, beschloss die (inzwischen aufgelöste) Sektion Winterthur von vitaswiss, das Sonnenbad nicht mehr weiterzuführen. Die gewünschte Übernahme durch die Schwimmbadgenossenschaft Veltheim kam nicht zustande, dafür kaufte die Stadt dem Verein das Areal 2011 für 180‘000 Franken ab. Dann geschah viele Jahre nichts; die Tore waren verschlossen, und das Sonnenbad träumte verwunschen vor sich hin. Im August 2022 teilte die Stadt Winterthur mit, dass das Sonnenbad bis 2024 sanft saniert und danach Vereinen, Kulturinstitutionen und Privaten für stille, quartierverträgliche Nutzungen mietweise zur Verfügung gestellt werden soll. Mit den Mieteinnahmen soll der Unterhalt der Anlage finanziert werden. Für die Sanierung sind Fr. 300'000 budgetiert, die dem Hedwig-und-Zygmunt-Luciak-Fonds entnommen werden sollen.







https://www.winterthur-glossar.ch/sonnenbad-am-wolfensberg

Eintrag bei Wikipedia:

Im Jahr 1900 wurde auf einem gepachteten Areal eines ehemaligen Steinbruchs durch die lokale Sektion des Vereins zur Hebung der Volksgesundheit (heute Vitaswiss) die erste Sonnenbadanlage der Schweiz eröffnet – damals noch klar geschlechtergetrennt. 1910 konnte ein benachbartes Areal erworben werden und die Sonnenbadanlage dorthin verschoben sowie oberhalb dessen eine Püntenanlage eröffnet, die noch heute besteht. Während die Pünten durchaus profitabel waren, blieb das zwischenzeitlich mit einer Familienabteilung ergänzte Sonnenbad in ökonomischen Schwierigkeiten. Die Neueröffnung des «Alkoholfreien Restaurant zum Wolfensberg» im Juli 1928 änderte nichts an dieser Situation – es wurde 1945 zugunsten eines Kiosks geschlossen.

Im Herbst 1932 entschied sich der Vorstand daher nach dem Bau des Restaurants mitten in der Weltwirtschaftskrise zu dem Bau eines Schwimmbades nach bereits vorliegenden Plänen des renommierten Architekturbüros Rittmeyer&Furrer. Der Bau verzögerte sich danach noch um vier Jahre aufgrund der Wasserversorgungsfrage, der Verein wollte zuerst Oberflächenwasser vom Wolfensberg, dem Ohringer Eisweiher und den Walcheweier nutzen, konnte aber mit der unsicheren Wasserversorgung das nötige Geld nicht auftreiben. Erst als man sich für eine eigene Versorgung mittels eines eigenen Grundwasser-Pumpwerks am Knorrenweg in Wülflingen entschied[1], konnte das Schwimmbad Wolfensberg durch das Nachfolgebüro Furrer&Merkelbach realisiert werden. Nach einem finanziell bedingten Baustopp konnte das zweite Winterthurer Schwimmbad am 23. August 1936 eröffnet werden. Das neue Schwimmbad war ein Erfolg generierte schon bald höhere Besucherzahlen als das Sonnenbad.[2]

Anmerkung der Redaktion: Schade hat sich dies Anlage nicht in durchsetzen und dem Nudismus dienen können. Nudisten heute hätten eine riesen Freude am Wolfesnberg gehabt, denn das Nacktbaden hätte bestens mit FKK verbunden werden können. Schade.

https://www.tagesanzeiger.ch/stadt-weist-private-initiativen-beim-sonnenbad-zurueck-699629566817

https://nudismusschweiz.blogspot.com/2025/05/fkk-sonnenbad-wolfensberg-winterthur.html?spref=tw 

23 September 2024

Spencer Tunick in der Schweiz

23.9.24

Nächster Anlass / nächste Installation: 27. Oktober 2024 in Brisbane

Nehmen Sie mit Stolz an einer Installation von Spencer Tunick teil. Spencer ist ein Führsprecher für uns Nudisten und verdient unseren Respekt.

Der in New York lebende zeitgenössische Künstler Spencer Tunick kehrt für eine Reihe von Installationen im Rahmen des ersten Melt 2024, dem großen neuen Festival der Stadt zur Feier queerer Kunst und Kultur, nach Brisbane zurück.

Die Installationen für Melt finden am Sonntag, den 27. Oktober 2024, auf Brisbanes ikonischer Story Bridge und nahe gelegenen Orten statt. Die Brücke wird für dieses Kunstereignis geschlossen sein, bei dem Tausende von lebenden nackten Figuren zur Feier von Vielfalt, Gleichberechtigung, Inklusion und Brisbanes lebendiger LGBTQIA+-Community und Verbündeten zu sehen sein werden.

Sie können Teil dieses monumentalen Kunstwerks sein, indem Sie sich zur Teilnahme anmelden. Jeder Teilnehmer erhält einen Ausdruck des endgültigen Kunstwerks, das von Spencer aufgenommen wurde, als Dankeschön von Brisbane Powerhouse.

Nehmen Sie ab 21 Uhr an der Afterparty im Howard Smith Wharves teil (Bar gegen Barzahlung).

FKK wird in Bild gesetzt und wird zur Kunst!

Information / Anmeldung


Spencer Tunick in der Schweiz im Jahr 2007 auf dem Aletschgletscher

In der Mitte des grössten Gletschers Europas sind mehrere hundert nackte Menschen versammelt. Frauen und Männer liegen, in fötaler Position zusammengerollt, dicht nebeneinander. Diese zarten Wesen scheinen sich von dem Eisungeheuer wiegen zu lassen, das sie in seinen Pranken empfängt. Die Hautfarbe steht im Gegensatz zu den grauen und gestreiften Nuancen der Gletscherspalten, so dass man meinen könnte, die Leiber dienten als Pflaster für Wunden, die dazu verurteilt sind, ständig zu wachsen. Die Verletzlichkeit der Körper wird hier durch das Gefühl der Kälte auf der nackten Haut und durch die Weite der Landschaft betont, die diesen menschlichen Rhombus umgibt.

Spencer Tunick (*1967), der in New York geboren wurde und dort lebt, entwickelt seit 1992 eine Tätigkeit, die auf der Darstellung des nackten Körpers im Freien, hauptsächlich in urbanen Räumen, beruht. Sein künstlerisches Vorgehen fokussiert auf die Veränderung der Landschaft durch den Körper und sucht die verborgenen Gegensätze zwischen Natur und Kultur auszudrücken, indem er eine Kontinuität und Verbindung zu Bereichen herstellt, die in den 1970er-Jahren in den Vereinigten Staaten von der Land Art und der Performance-Kunst entwickelt wurden. Er realisiert ephemere lebende Installationen im grossem Massstab – bis zu 18'000 Teilnehmende in Mexico (2007) –, die er mittels Fotografie und Video dokumentiert. So setzt er sich mit dem Platz des Menschen in der Umwelt auseinander und stellt die Frage nach der Scham im öffentlichen Raum. Da er zu Beginn seiner Karriere mehrmals in den Vereinigten Staaten verhaftet wurde, begab er sich bald ins Ausland, um seine Installationen zu schaffen. Sein erstes Schweizer Werk entstand 1999 für die Art Basel.










Spencer Tunick (*1967), Switzerland, Aletsch Glacier 4 (Greenpeace), 2007, Farbfotoabzug C-Print, montiert zwischen zwei Plexiglasscheiben (1/6), 121.9 x 152.4 cm, Kunstmuseum, Sitten, Inv. BA 3019



Frühere Aktionen von Spencer Tunick

VIDEO auf YOUTUBEin Kolumbien



12 Januar 2024

Geschichte des Nudismus in der Schweiz

 

Beitrag aus der Schweizer Nationalbibliothek

Beitrag auf Instagram Embrace Naturism: Beyond the Myths 🌞

Auf der Suche nach einem Leben ohne Kleider

Ist die Schweiz ein Land der Freikörperkultur? Bedeutet Freikörperkultur einfach nur Nacktsein? Die Schweizerische Nationalbibliothek deckt auf, wie die naturistische Bewegung in der Schweiz entstanden ist und wofür sie jenseits der gängigen Klischees steht.

Freikörperkultur stellen wir uns oft als gelebte Freiheit vor. Der Lebensstil, der sich auf eine Rückkehr zum natürlichen Zustand beruft, wird gemeinhin mit einer sommerlich sonnigen Stimmung assoziiert. Er lässt an berühmte Ort wie die Île du Levant oder die Strände des Cap d’Agde denken, an Aktivitäten im Freien, ans Baden oder Wandern. Und die Mutigen unter uns erinnern sich ergriffen an die besondere Freiheitserfahrung, die sie selbst erlebt haben. 

Bergwanderrast

Auch in der Schweiz ist man gerne nackt. 

Die auch als «Naturismus» bezeichnete Freikörperkultur entstand als Bewegung für ein gesundes Leben im 19. Jahrhundert, insbesondere in Deutschland. Sie verbreitete sich rasch und stiess auch in der Schweiz auf Interesse. Einer der Schweizer Wegbereiter ist der Seeländer Eduard Fankhauser. Ein Treffen mit dem Schriftsteller Werner Zimmermann, Anhänger des gesunden Lebensstils und bekannt als einer der ersten Naturschützer des 20. Jahrhunderts, überzeugt ihn von den Vorzügen der Freikörperkultur. Sein Engagement für ein Recht auf Nacktheit rieb sich rasch an den Grenzen der Schweizer Gesetze, die konservativer sind als jene der Nachbarländer. In der Folge gründet er 1927 den «Schweizer Lichtbund», die heutige «Organisation von Naturisten in der Schweiz» (ONS) mit Sitz in Thielle zwischen dem Bieler- und dem Neuenburgersee. 

Für seine Anhängerschaft ist der Naturismus nicht nur das Ausleben der natürlichen Nacktheit, sondern ein ganzer Lebensstil, zu dem die Förderung der Gesundheit und der Verzicht auf Alkohol, Tabak und Fleisch gehören. Vegetarierinnen und Vegetarier gelten deshalb als Vorbilder für diese Rückkehr zur Natur. Der Naturismus steht auch für eine Distanzierung vom modernen, materialistischen Leben mit seiner Anhäufung von Reichtum und Gütern und für ein einfaches, aber sinnvolles Leben.

Paradiesische Zustände

«Ferien ohne Rauch, Alkohol, Fleisch und Zebrastreifen auf der nackten Haut»: So warb 1971 eine Broschüre für Feriencamps in ganz Europa, in denen Naturistinnen und Naturisten ihre Ferien unter Gleichgesinnten und abseits des Massentourismus verbringen konnten. Laut der Schweizer Naturisten Union gibt es in der Schweiz heute etwa zehn solche Orte. 

Von Anfang an werden die Teilnehmenden dazu aufgefordert, nicht nur ihre nackte Haut der heilenden Wirkung von frischer Luft und Sonne auszusetzen, sondern auch ihren Körper mit regelmässigen sportlichen Aktivitäten zu stärken. Naturismus ist übrigens nicht nur ein saisonales Sportphänomen: An schönen Tagen wird er im Wasser (Schwimmen) oder an Land (Wandern, Bogenschiessen) praktiziert, im Winter auf Skiern – was natürlich eine gewisse Abhärtung erfordert. Viele Dokumente in der Allgemeinen Sammlung der Nationalbibliothek, etwa die Zeitschrift «die neue zeit», bezeugen den «Nacktsport». Einige Beispiele sind in den untenstehenden bibliografischen Angaben aufgeführt. 

Von den gängigen Schönheitsidealen der Gesellschaft distanziert sich der Naturismus allerdings. Für die naturistische Bewegung gibt es keine ästhetischen Ideale: Von Sonne und frischer Luft gepflegte Körper sind ausnahmslos schön. 

Zurück zur Einfachheit

Gemäss Karl Dudler «ist die Nacktheit kein Widerspruch zur Moral»: Sie wird nicht mit Sexualität assoziiert, wie es in der damaligen Gesellschaft vielleicht zu erwarten wäre. Die ONS war denn auch sehr skeptisch gegenüber der sexuellen Befreiung der 1960er- und 1970er-Jahre: Sie kritisierte die zunehmende Kommerzialisierung der Sexualität und distanzierte sich vehement von Gesellschaftsbewegungen, die ein freies, ausschweifendes Sexualleben forderten. Für den Naturismus stehen der «reine Körper» und damit verbunden der «reine Geist» im Zentrum. Die ONS verfolgte schon bei ihrer Gründung das Ziel, die Nacktheit untrennbar mit der Moral zu verbinden. Zukünftige Mitglieder der Organisation mussten in einem Fragebogen die Beweggründe ihres Aufnahmegesuchs darlegen und verheiratete Paare wurden Alleinstehenden im Allgemeinen vorgezogen. So wollte man den Vorwurf entkräften, dass die Freikörperkultur als Vorwand für sexuelle Beziehungen diene, wie die Historikerin Eva Locher festhält. 

Der Naturismus hinterfragt unsere Lebensweise. Wäre ein einfacheres Leben fern von moralischen Verurteilungen und gesellschaftlichem Druck möglich und vielleicht sogar besser? Vielleicht stellen Sie sich solche Fragen ja selbst, falls Sie diesen Sommer etwa nach Berlin reisen: Bekleidet in der Spree baden oder nackt im Teufelssee?






ARTIKEL FKK IN DER SCHWEIZ

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte (Vol. 65, 2015, Nr. 3)

Stefan Rindlisbacher: Popularisierung und Etablierung der Freikörperkultur in der Schweiz (1900–1930), Seite 393-413. (mehr Informationen...)

 

Der Artikel folgt der Popularisierung freikörperkultureller Konzepte und Praktiken in der Schweiz in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Zum einen wird nach den ersten Hinweisen auf das nackte Baden in Licht, Luft und Wasser in der Schweizer Naturheilbewegung um 1900 gefragt, zum anderen wird der Übergang zum lebensreformerisch imprägnierten Nacktbaden in den 1920er Jahren dargestellt. Neben einem kurzen Blick auf Schweizer Naturheilärzte wie Arnold Rikli, Friedrich Fellenberg-Egli und Adolf Keller-Hoerschelmann konzentriert sich der Artikel vor allem auf die ersten freikörperkulturellen Gruppierungen der 1920er Jahre bis zur Gründung des "Schweizerischen Lichtbundes" 1927. Dabei wird nach den Transferprozessen gefragt, durch die freikörperkulturelle Konzepte und Praktiken in die Schweiz gelangen konnten. Vor allem zwischen Deutschland und der Schweiz gab es einen intensiven Austausch lebensreformerischer Gesundheits-, Erziehungs- und Gesellschaftsvorstellungen. Im Fokus steht hier vor allem der Lebensreformer Werner Zimmermann, der mit seinen Publikationen, Vorträgen und Ferienlagern nicht nur die Entwicklung der Freikörperkultur in der Schweiz, sondern auch vieler weiterer lebensreformerischer, reformpädagogischer und gegenkultureller Aktivitäten geprägt hat.

 

Die Beiträge der Schweizerischen Zeitschrift für Geschichte stehen 12 Monate nach dem Erscheinen frei zur Verfügung ("Open Access"). (mehr Informationen...)

Artikel im Internet: Lebensform Zeitgeschichte


Nackte Körper für den Frieden, von Stefan Rindlisbacher

Artikel zu Nackte Körper für den Frieden


Beschreibung

Gr. 8°. S. 114 - 141 mit zahlr. fotografischen Bildern und unbekleideten Menschen. farb. ill. OBr. gut erhalten. Die erste durchgängig publizierende FKK-Zeitschrift. Sehr selten angeboten. "Die Zeitschrift wurde 1928 von Eduard Fankhauser gegründet und erschien zuerst als "Orientierende Hefte für neuzeitliche Bestrebungen", dann als "Illustrierte für neuzeitliche Lebensgestaltung" in Fankhausers gleichnamigem Verlag. Die neue Zeit bezweckte, die Gedanken der Lebensreform und der Freikörperkultur in Wort und Bild in die Öffentlichkeit zu tragen sowie für ein gesünderes Leben ohne Fleisch, Nikotin und Alkohol zu motivieren. Zwischen 1926 und 1944 kämpfte Eduard Fankhauser mit zwölf Prozessen teils bis vor das Schweizerische Bundesgericht erfolgreich für das Recht auf Nacktheit und Toleranz für die Naturistenbewegung. In seiner 50-jährigen Amtszeit als Zentralpräsident der ONS schuf er 16 Naturisten-Gelände, deren bekanntestes 1937 in Thielle." Wilipedia. Bestandsnummer des Verkäufers 7136BB



Schweizer FKK-Zeitschrift «Die Neue Zeit»

Die NEUE ZEIT. Orientierende Hefte über neuzeitliche Bestrebungen. / Hrsg.: Ed[uard] Fankhauser. – 51. u. 52. Heft. – Bern, Lauf a. P.: Verlag «die neue zeit» o.J. [1933]. – 4°. S. 1-19, 20-38 mit Abb. Br.

Eduard Fankhauser (1904-1998) gründete 1927 den «Schweizer Lichtbund», der sich für eine gesunde Lebensführung durch Alkohol- und Tabakabstinenz, Vegetarismus und Naturismus einsetzte. In seiner Verlagsbuchhandlung brachte er ab 1928 «Die neue Zeit» heraus, die im Stile der neuen Typographie gestaltet war und konsequent die Kleinschreibung einsetzte.

Ref.: Andritzky, Wir sind nackt und sagen uns Du, 1989, S. 67-71.

Photobibliothek.ch 1564


FKK am Neuenburgersee – wertvolles Material der Stiftung «die neue zeit»

In Thielle liegt in idyllischer Lage direkt am Neuenburgersee das Naturistengelände der Stiftung «die neue zeit». Umgeben von dichtem Buschwerk und Sichtschutzmatten wird hier seit bald 100 Jahren nackt gebadet. Nun ist eine erste Lieferung von Archivmaterialien der Stiftung ins Sozialarchiv gelangt. Sie erlaubt interessante Einblicke in die Geschichte dieser Reformbewegung, die ihren Ursprung im 19. Jahrhundert hat.

Lebensreformbewegung

Naturismus, Nacktkultur, Freikörperkultur: Es sind verschiedene Begriffe, die alle etwas Ähnliches bezeichnen und den gleichen Ausgangspunkt haben. Industrialisierung, Verstädterung, beengte und ungesunde Wohnverhältnisse weckten ein zunehmendes Missbehagen. Ende des 19. Jahrhunderts entstand aus der Kritik an den als negativ empfundenen Begleiterscheinungen der Moderne die Lebensreformbewegung, die auf unterschiedlichen Ebenen die Rückbesinnung auf ein ursprünglicheres, natürlicheres Leben suchte. Ein zentraler Begriff war der Naturismus, der eine Hinwendung zu naturheilkundlichen Behandlungsformen, zum Vegetarismus und zur Nacktheit forderte. Die Lebensreform umfasste aber auch eine Verbesserung der Wohnformen oder den Verzicht auf Genussgifte wie Alkohol oder Tabak.

Um 1900 entstanden erste Naturheilinstitutionen und Luft-Licht-Bäder, in denen gemeinsames (und gemischtgeschlechtliches) Nackt- und Sonnenbaden praktiziert wurde. Erste Naturisten-Zeitschriften erschienen in Deutschland, später in skandinavischen und mitteleuropäischen Ländern. Und im Tessin wurde der Monte Verità bei Ascona zu einem internationalen Anziehungspunkt für Aussteiger:innen und Reformwillige.

Für die Freikörperkultur (FKK) in der Schweiz und für die Geschichte des Geländes in Thielle sind drei Personen von herausragender Bedeutung. Werner Zimmermann (1893-1982) war ursprünglich Lehrer, reiste aber schon in jungen Jahren um die halbe Welt und war fasziniert von den Reformbewegungen. 1922 erschien sein Buch «Lichtwärts: Ein Buch erlösender Erziehung», in dem er seine Reiseerlebnisse in den USA und eine Art Programm für eine neue Lebensweise im Einklang mit der Natur und dem Universum darlegte. «Lichtwärts» war enorm erfolgreich, erfuhr mehrere Neuauflagen und wurde zum programmatisch-literarischen Wegbegleiter der Reformbewegung. In den frühen 1920er Jahren lernte Zimmermann den Bieler Eduard Fankhauser (1904-1998) kennen und machte ihn zum Geschäftsführer seiner Verlagsbuchhandlung. Fankhauser gründete 1927 den Schweizerischen Lichtbund (1983 umbenannt in «Organisation der Naturisten in der Schweiz» ONS). Zusammen mit seiner Frau Elsie Fankhauser-Waldkirch (?-1993) kaufte er das Gelände in Thielle.

1928 lancierte Fankhauser die Zeitschrift «die neue zeit», die bis heute erscheint. Er kämpfte an verschiedenen Orten der Schweiz für die Einrichtung von Naturistengeländen – wenn’s sein musste bis vor Bundesgericht. Das Gelände in Thielle am Neuenburgersee wurde unter dem Namen «die neue zeit» 1937 für das Publikum geöffnet und gehört zu den traditionsreichsten FKK-Einrichtungen in der Schweiz. Auch Fankhauser war publizistisch tätig, am bekanntesten ist seine Schrift «Kampf und Sieg der FKK» von 1984, eine Aufarbeitung der jahrzehntelangen gerichtlichen Auseinandersetzungen um das Recht auf Nacktheit.

Die Stiftung «die neue zeit» wurde 1961 vom Ehepaar Fankhauser zusammen mit Werner Zimmermann gegründet. Im zentralen Artikel der Stiftungsurkunde heisst es: «Die Stiftung bezweckt die Schaffung und Erhaltung geeigneter Voraussetzungen für eine gesunde Freizeitgestaltung im Sinne der Lebensreform. […] Nikotin, Alkohol und Fleisch aller Art sind strikte zu meiden. Im Rahmen der jeweils geltenden Landesgesetze wird nackt oder möglichst wenig bekleidet in Wasser, Luft und Sonne gebadet, gespielt, Gymnastik und Sport betrieben.» Die Stiftungsgründung sicherte der FKK in der Schweiz den Fortbestand des Geländes in Thielle.

2020 beschloss der Stiftungsrat, sukzessive Archivalien von Thielle ins Sozialarchiv zu transferieren. Diese ergänzen nun unsere umfangreichen Bibliotheks-, Dokumentations- und Archivbestände zum Thema Lebensreform.

Die Mitgliederkartei

Herzstück des Archivbestandes ist die Mitgliederkartei des Geländes in Thielle. Es handelt sich eigentlich um einen Fragebogen, mit dem man sich beim Schweizerischen Lichtbund um eine Mitgliedschaft bewerben musste. Nebst der Angabe der Personalien und der bevorzugten Lektüre war die Einstellung gegenüber den (zumindest auf dem Gelände strikt verpönten) Genussgiften Alkohol und Nikotin offenzulegen und zu deklarieren, ob man Vegetarier:in war. Der umfangreiche Fragenkatalog veränderte sich während Jahrzehnten kaum. Die Historikerin Eva Locher («Natürlich, nackt, gesund», 2021) analysierte für ihre Untersuchung zur Lebensreform in der Schweiz nach 1945 die Aufnahmekriterien und kam nach einer Auswertung der Fragebögen zum Schluss, dass laut Selbstdeklaration 76% der Mitglieder nicht rauchten, 45% abstinent waren, aber nur 16% vegetarisch lebten. Diese Bekenntnisse wurden allerdings nur so weit überprüft, als sie das Verhalten auf dem Gelände betrafen. Die Mitgliederkarteikarten sind vorläufig vorhanden für die Jahre 1932-1972 (SozArch Ar 705).





FKK Zeitschriften

Zu jeder sozialen Bewegung gehört eine Zeitschrift – das ist auch bei den Naturisten um Zimmermann und Fankhauser nicht anders. «die neue zeit – illustrierte für neuzeitliche lebensgestaltung» erscheint seit 1929 (SozArch N 484). Die Hefte enthalten zu etwa gleichen Teilen Text- und Bildbeiträge, wobei die Freizügigkeit letzterer zu einer Auflage beitrug, die weit höher war als der eigentliche Mitgliederbestand der Organisation. Ende der 1950er Jahre zählte der ONS rund 5’500 Mitglieder, die Auflage der Zeitschrift betrug aber 23’000 Exemplare. Jede Nummer wartete auf der Titelseite und im Innern mit zahlreichen Fotografien nackter Körper auf. Dabei gelang es auf eigentümliche Weise, eine Art eigenes Genre zu begründen, das sich ebenso von einer künstlerischen wie von einer pornografischen Darstellung der Nacktheit abgrenzte. Die hauptsächlich weiblichen Models fanden sich auf den Naturistengeländen und wurden von Gleichgesinnten fotografiert. Christine Fankhauser etwa, die zweite Frau von Edi, fotografierte oft für «die neue zeit». Im Zentrum stand die Feier des nackten Naturistenkörpers, der sich dank Genussgiftverzicht, Gymnastik und Kraftübungen meist schlank und rank präsentierte.

Dass diese Bilder auch zweifelhaften Zuspruch fanden und als Erotika konsumiert wurden, wollte oder konnte man nicht vermeiden. Im Kontext der FKK jedenfalls haftete dem nackten Körper nichts Zweideutiges oder sexuell Erregendes an. Nacktheit galt als Urzustand des Menschseins, als Rückeroberung der ursprünglichen Unbefangenheit. Allfälligen Vorwürfen begegnete man mit der Kontextualisierung der Bilder mit programmatischen Texten verschiedener Autoren. Immer wieder äusserten sich auch Zimmermann und Fankhauser in «die neue zeit» zur Nacktheit.

Ergänzt wird «die neue zeit» durch eine umfangreiche Sammlung europäischer, nordamerikanischer und australischer Naturisten-Zeitschriften, die in Thielle seit den 1920er Jahren gesammelt wurden und nun im Sozialarchiv greifbar sind (swisscovery: Suchbegriff «e19thielle»).





Tonaufnahmen von Werner Zimmermann

Werner Zimmermanns Publikationsliste ist beeindruckend. Allein im Sozialarchiv sind über 30 Titel greifbar. Er äusserte sich neben lebensreformerischen Themen auch zur «Befreiung der Frau» und zur Atomkraft, er beantwortete die Frage «Was ist Sozialismus?» und schrieb immer wieder über die Ethik der Ehe. Aus diesem Fundus, kombiniert mit seinen Erfahrungen als Weltenreisender und Lehrer, gestaltete er zwischen 1965 und 1980 Vortragsreihen auf dem Gelände in Thielle. Viele der von ihm gehaltenen Referate wurden aufgenommen, 13 Tonbandkassetten konnten schliesslich digitalisiert werden. Werner Zimmermann geht jeweils von einem Grundthema aus und spricht dann – wie Fotos belegen – frei und ohne schriftliche Unterlagen teilweise bis zu fast zwei Stunden lang zu seinem Publikum, im Hintergrund ist der Badebetrieb hörbar (SozArch F 1055).

Glasdias

Bestandteil der Archivablieferung waren auch rund 30 Glasdias aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (SozArch F 5178). Ihre ursprüngliche Herkunft konnte nicht mehr eruiert werden. Die professionelle Machart, die Motive und die perfekte Inszenierung von nackten Körpern in der Natur lassen aber vermuten, dass es sich um Agenturbilder handelt. Ähnlich wie bei den Naturisten-Zeitschriften entwickelte sich im Bild- und Fotobereich ein internationaler Austausch und damit eine professionelle Produktion. Die Fotografie eroberte sich aus naheliegenden Gründen schnell eine zentrale Rolle in der FKK. Die Bewegung selber setzte massenhaft Bilder von nackten Körpern zu Propagandazwecken in Umlauf. Für die Anhänger:innen des Naturismus waren Nacktfotografien der Beweis, dass ihre Lebensweise zu einem befreiten, selbstbewussten, attraktiven Ich führte. Allen anderen diente die spezielle FKK-Ästhetik der voyeuristischen Befriedigung. Die Theoretiker:innen des Naturismus bemühten sich eifrig, die Nacktheit innerhalb der Bewegung umzudeuten. Wer sich aller Kleider entledigt, befreit sich auch von aller Lust. Die Nacktheit hatte nicht mehr zwangsläufig mit sexuellen Aktivitäten zu tun, sondern stand vielmehr im Dienst eines ästhetischen Programms und wissenschaftlicher Ansprüche.




Schweizer Alpen  mit Bob Steffen



Männerbad


Bob Steffen als Aktmodell

Bob Steffen als Aktmodell in klassischer Pose am Öschinensee, 1944.

Fotograf: Werner Bandi
Besitzer: Verein Bob, le Flaneur
© Verein Bob, le Flaneur
ID: 2005



Nacktstrände Stadt Basel

Basel Stadt und seine beiden Nacktstrände Ja, es gibt gerade zwei Nacktstrände in der Stadt Basel. Hier genannt "City" und "...

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