Strände

24 Februar 2024

Nackt im Museum

8.2.24

Nudes - eine Ausstellung im Museum LWL in Münster (D). Über 100 Besucher, alle nackt, haben am Event teilgenommen. Auch ein Schweizer war mit dabei.

Feedback von Marcel: Es ist mir vorgekommen als wären wir selber Teil der Ausstellung, als würden wir von den Ausstellungsstücken angeschaut, so wie auch wir sie betrachten. Keine verstohlenen Blicke, sondern auf Augenhöhe.

Das war eine besondere Erfahrung und hat sich sehr natürlich angefühlt. Viele liebe, gleichgesinnte Menschen getroffen und eine gute Zeit mit ihnen verbracht.

Sein Kurzkommentar sagt alles: "...Hey war cool, hat Spass gemacht und einige nette Leute getroffen."

Link zur Dokumentation Audio Beitrag WDR


Besuchsbericht von Marcel, vielen Dank dafür!

Nudes; Besuch im LWL-Museum Münster

Ausstellung „Nudes“ am 27.01.2024

Akt: Ein Akt ist in der Kunst die Abbildung des nackten menschlichen Körpers. Aktkunst umfasst Zeichnungen (Aktzeichnen), Malerei (Aktmalerei), Grafik, Skulptur und Fotografie (Aktfotografie). (Aus wikipedia.org)

632 Kilometer und acht Stunden Fahrt inklusive Nachladen des Fahrzeugakkus dauerte es, um an der Ausstellung „nudes“ teilzunehmen, die am Samstagabend um 20 Uhr für unbekleidete Besucher öffnete. Rund 100 unbekümmerte, meist männliche Besucher fanden sich ab halb acht in der grossen Eingangshalle ein und wurden von den Betreibern der Website natury.de und der Museumsleitung empfangen.

Nach einer kurzweiligen Einführung zur Ausstellung und Instruktion zum weiteren Ablauf, begaben wir uns in den ersten Stock. Dort legten wir wie selbstverständlich die Kleider ab und machten uns auf den Weg die Treppe hoch in den zweiten Stock. In fünf aneinandergereihten Räumen verteilten sich die Menschen rasch, so dass es nie zu Dichtestress kam. Zusammen mit bekleideten Museumsangestellten, die uns weitere Infos zu den Ausstellungsstücken gaben, und zwei Reportern vergingen die zwei Stunden rasch. Es wurde viel geschwatzt, gelacht und diskutiert.

Spannend war es für mich zu erkennen, dass ich eigentlich ein Teil der Ausstellung war, als lebender, sich bewegender Akt. Nicht nur wir haben uns die Personen auf den Gemälden angeschaut, auch die Porträtierten schienen uns zu betrachten! So entstand tatsächlich eine gewisse Form von Intimität zwischen uns und den Akten und Begegnungen auf Augenhöhe. Nach etwa einer Stunde empfand ich die Temperatur von 20 Grad als ein wenig kühl. Schliesslich war es dunkler Abend, keine Sonnenstrahlen erwärmten die Haut und die wenige Bewegung war auch nicht dienlich. Ich hätte mir jederzeit etwas überziehen dürfen, doch ich hielt es letztlich gut durch.

Nach dem Besuch trafen sich noch einige in der angrenzenden Bar zu einem bekleideten Umtrunk und ausgiebigem Berichten und Diskutieren. Als „der Schweizer“ war ich bereits bekannt und man freute sich, dass ich die weite Reise auf mich genommen hatte.

Die Nacht verbrachte ich in einem Hotel unweit des Museums. Nach einem ausgiebigen Sonntagsfrühstück und einer kurzen Besichtigung der Altstadt bei eisigen Temperaturen, ging es wieder in über acht Stunden zurück in die Schweiz.
Aus meiner Sicht hat sich der Ausflug gelohnt, nicht zuletzt auch für die netten Bekanntschaften, die ich machen durfte. So geht soziale Nacktheit!
Marcel


https://www.instagram.com/mk_naturist/

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https://rp-online.de/kultur/kunst/nacktfuehrung-im-lwl-museum-in-muenster_aid-105818233


Bericht in der Rheinischen Zeitung: Nacktführung im Museum


Von Martin Bewerunge

Es ist kurz nach 20 Uhr, als rund 100 Frauen und Männer im LWL-Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte in Münster alle Hüllen fallenlassen. Der mit Garderobeständern ausgestattete Platz im Aufgang zu den Ausstellungsräumen wirkt an diesem Samstagabend wie ein großer Umkleideraum – nur dass Umkleiden nicht stattfindet. Nackt zieht es jene, die mit Ausziehen fertig sind, zügig weiter die Treppen hinauf zu der Kunst, derentwegen sie gekommen sind: „Nudes“ heißt die Schau, die dem Blick auf den menschlichen Körper mit Akt-Darstellungen vom 19. bis zum 21. Jahrhundert gewidmet ist. Kann es ein enthusiastischeres Publikum geben als Nackte, die Akte betrachten?


Bei der Museumsleitung musste Günter Effkemann aus Gescher jedenfalls keine große Überzeugungsarbeit für die ungewöhnliche Aktion leisten. Effkemann ist einer der Initiatoren der Westfälischen Naturistentage (WNT), die zu „Nacktivitäten“ wie Wanderungen, Radtouren oder Kegeln einladen. Auch unbekleidete Besuche in Theatern und Ausstellungen sollen öfter mal zum Programm gehören. Für das hautnahe Kunsterlebnis in Münster haben sich Gleichgesinnte aus dem gesamten Bundesgebiet rasch bei Effkemann angemeldet.

Mitglieder der Nacktführung im Museum in Münster vor dem Bild „Lesendes Mädchen“ von Théodore Roussel.

Foto: Martin Bewerunge

„Zurück zur Natur“, lautet das Motto
Ursprung Das Interesse an Nacktheit stieg mit der Verstädterung im Zuge der Industrialisierung seit dem 19. Jahrhundert. Das Motto des Philosophen Jean-Jacques Rousseau (1712-1778), „Zurück zur Natur“, lebte auf.

Akzeptanz FKK kommt laut einer Umfrage für rund 68 Prozent der Männer und 46 Prozent der Frauen in Deutschland infrage.

„Dieses Museum ist ein offener Ort“, hatte Hermann Arnhold, der Direktor, bei der Begrüßung betont und auf Aktzeichnungen verwiesen, die einmal im Monat in seinem Haus live vor Publikum angefertigt werden – mit bis zu 7000 Interessierten. Jetzt aber ist das Museum für den normalen Besucherverkehr geschlossen. Der Kunsthistoriker bekennt, seine persönlichen Erfahrungen mit Nacktheit beschränkten sich auf später entstandene familiäre Beziehungen in Ostdeutschland, wo der Umgang damit traditionell lockerer sei. „Ich fiel auf, weil ich mich nicht auszog.“  Sodann raunt Arnhold seiner Museums-Crew zu: „Wie warm ist es denn?“ – „20 Grad, wie immer“, wird zurückgeflüstert.

Ohne einen Fetzen Stoff am Leib frösteln Ungeübte selbst bei dieser Temperatur. Nicht wenige aus der Gruppe bewegen sich indes meist auch unbekleidet in den eigenen vier Wänden. Wie etwa Ulrich, 63, aus Jüchen, der damit schon im Alter von elf oder zwölf Jahren angefangen hat. „Was sollen denn die Nachbarn denken“, fragte irritiert die Mutter. Die sollten einfach denken, was sie wollten, fand der Sohn. „Die Haut ist unser größtes Sinnesorgan“, sagt Ulrich, wir sind die einzigen Lebewesen, die sie unter Textilien verstecken.“



Denn darum geht es beim nächtlichen Museumsbesuch auch, bei dem sich die textilfreien Teilnehmer wie selbstverständlich durch die Ausstellung bewegen: Präsenz im (halbwegs) öffentlichen Raum zu zeigen für eine Haltung, die oft auf prüde Ablehnung stößt. Ob sie sich nun Naturalisten oder Nudisten nennen – sie alle eint die Überzeugung, dass Nacktheit im Einklang mit der Natur steht und dass das Naturerlebnis auf diese Weise am intensivsten ist. Draußen zu sein, nackt zu sein, beglückt. Mit Exhibitionismus habe das nichts zu tun, wenngleich öfters die Polizei gerufen werde, wenn Nackte außerhalb geschlossener Ortschaften unterwegs seien, wird berichtet. Die Museumswärter hingegen geben sich keine Blöße: Mit stoischer Ruhe lassen sie die Menschen im Adams- und Evakostüm passieren.

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Die meisten Exponate in der Ausstellung „Nudes“ zeigen weibliche Akte in nahezu jedem Lebensabschnitt. Die meisten Teilnehmer der Führung sind 50 plus und männlich. Das eine ist kunsthistorisch bedingt, das andere womöglich ein Problem. Auf 30 Prozent schätzt Friedhelm, 76, den Anteil der Frauen bei den Naturalisten. „Als Frau will man gefallen“, glaubt Silvina aus Euskirchen. Männer teilten diesen Anspruch weniger. Und die Jungen? Matthias, 37, aus Hamburg, findet, dass die Erziehung früher freier war. Das Interesse an öffentlicher Nacktheit aber habe durchaus Wachstumspotenzial.

https://nudismusschweiz.blogspot.com/2024/02/nackt-im-museum.html?spref=tw

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