Strände

01 November 2022

Geschichte zum Schweizer Naturismus

Geschichte der Schweizer Freikörperkultur


Auszug aus dem Historischen Lexikon der Schweiz



 https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016447/2009-12-17/

Freikörperkultur

Die Freikörperkultur entstand gegen Ende des 19. Jh. aus der Naturheilbewegung (Naturheilkunde) und der Badekultur (Bäder). Ihre Vertreter wandten sich gegen die als verknöchert betrachtete Gesellschaft und setzten dagegen eigene Entwürfe, mit denen sie insbesondere den Wert der "natürlichen" Nacktheit im Gegensatz zu den rigiden bürgerl. Kleidungsvorschriften betonten (Lebensreformbewegung). Wegbereiter waren der "Sonnendoktor" Arnold Rikli, der in Veldes (Bled, heute Slowenien) ein sog. Lichtluftbad führte, sowie Auguste Rollier, der Pionier der Heliotherapie. Sonne, Licht, Luft und Nacktheit gehörten auch zur Ideenwelt der Gründer des Monte Verità in Ascona, die in ihrem Sanatorium 1900-20 ein grosses, Aufsehen erregendes Sonnenbad betrieben. Ebenfalls vor dem 1. Weltkrieg bestanden in der Schweiz versch. Ableger des dt. "Treubunds für aufsteigendes Leben", der eine sexualfeindliche Linie verfolgte und sich zur Idee der Rassenhygiene bekannte.

Als in Deutschland die kämpferischen Anfangszeiten der Freikörperkultur beendet waren, gründete Eduard Fankhauser auf Anregung des Lebensreformers Werner Zimmermann 1927 mit Gleichgesinnten den konfessionell und politisch neutralen Schweizer Lichtbund (ab 1938 Organisation der Naturisten in der Schweiz, ONS). Er strebte umfassende Gesundheit durch Alkohol- und Tabakabstinenz (Abstinenzbewegung), Vegetarismus, die Pflege des Geistes und Gesundheitssport an. Der Lichtbund sorgte mit zwölf Prozessen (1926-44), die Fankhauser für das "Recht auf den nackten Körper" führte, für Publizität. 1937 richteten Eduard Fankhauser und Elsa Fankhauser-Waldkirch das Naturistengelände in Thielle am Neuenburgersee ein. Der Mitgliederbestand wuchs bis 1948 auf 2'500 an, wozu die erstmals 1928 erschienene Zeitschrift "Die neue Zeit" wesentlich beitrug. Auch die 1961 gegründete gleichnamige Stiftung verfolgte das Ziel der Förderung einer gesunden Freizeitgestaltung im Sinne der Lebensreform. Wegen ideolog. und persönl. Differenzen trennte sich 1956 ein Teil der Mitglieder unter der Leitung von Carl Frank von der ONS und gründete die Schweizer Naturisten-Förderation. Beide Organisationen sind in der Schweizer Naturistenunion zusammengefasst, die 2003 rund 10'000 Aktivmitglieder zählte und Mitglied der Internationalen Naturisten-Föderation ist.

In den Anfängen der Freikörperkultur waren deren Anhänger Aussenseiter, weil sie die gesellschaftlich tabuisierte Nacktheit öffentlich auslebten. Als ab Mitte der 1960er Jahren die Medien, die Werbung und die Rockkultur die Nacktheit thematisierten, gewann die Freikörperkultur als Freizeitaktivität an Anerkennung. Dass die neue Nacktheit, die sich vorwiegend auf den weibl. Körper erstreckte, kommerziell genutzt wurde und das neue Körperbewusstsein den Idealkörper propagierte, entsprach jedoch nicht mehr dem ursprüngl. Gedankengut der Reformbewegung.

Quellen und Literatur

Weblinks

Zitiervorschlag

Andrea Weibel: "Freikörperkultur", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.12.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016447/2009-12-17/, konsultiert am 08.08.2022.

18 September 2022

Buchempfehlung

Rezension von Marcel, 18.8.22

Zum Buch von Lilly: Sie ist eine junge, spanische Frau, die in England lebt und an einem Naturistenstrand ihren Partner Ted kennenlernt. Im Buch wechseln sie sich mit erzählen ab: Lilly erzählt ihm (und uns), wie sie mit 15 Jahren zum Naturismus kam und von ihren Ferien mit drei Freundinnen in Valalte. Ted erzählt die aktuellen Erlebnisse mit ihr in England und in Cap d‘Agde. Es wird rasch klar, dass Lilly nicht die klassische Naturistin ist und sie durchaus auch exhibitionistische Seiten hat. Diese lebt sie voll aus und zeigt auf, dass auch Naturisten Sex haben und mögen.

Aber genau dieses Wechselspiel zwischen unbekümmerter (und überzeugter) Nacktheit und dem natürlichen Verlangen nach Sex mit dem Partner, macht das Buch authentisch.
Es liest sich leicht, trotz der englischen Sprache und ist gross geschrieben, so dass für mich keine Lesebrille nötig war.
Ich empfehle jeder und jedem diese Lektüre.

Ob ich den Nachfolger kaufen möchte, weiss ich noch nicht so recht. Sie berichtet dort nochmals (ausführlicher?) von ihrem Urlaub mit 17 auf Valalta. Im ersten Buch wurde das für mich bereits gebührend erzählt.




Ich hatte mir noch ein anderes Büchlein gegönnt: „Die Schule der Nackten“ von Ernst Augustin. Gemäss der „Zeit“ „der erste FKK-Roman der Welt“. Das ist irreführend, denn der Protagonist entdeckt zwar das unbekleidete sich sonnen und baden, letztlich dreht sich aber alles um Tantra und seine Eifersucht. Aber ja, das Wort „frei“ in FKK wurde in den Siebzigerjahren vermutlich auch „frei“ gelebt. Mit dem heutigen Naturismus, wie ich ihn verstehe, hat das aber nichts zu tun.
Augustin schreibt mit Witz, die 254 Seiten lesen sich leicht und es hat ein handliches, reise- und strandtaugliches Format. Nicht empfohlen für Naturismus-Neulinge, die sich ein Bild von ebendiesem machen wollen. Empfohlen für einen Blick auf Tantra und die dafür nötigen Voraussetzungen im Kopf.







10 August 2022

Belästigung geht gar nicht!

 

Diese Art von Belästigung von Menschen müssen wir als Mitglieder oder Anhänger des Nudismus entschieden bekämpfen!!!



«Wegen der FKK-Männer trauen wir uns nicht mehr alleine an den Fluss»

Zwei junge Frauen werden auf ihren Ausritten in Andelfingen ZH an der Thur von Blüttern belästigt. Die Nudisten seien in den letzten Monaten immer dreister geworden.

von
Daniel Krähenbühl
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Selina (26) und Patricia (25) werden bei ihren Ausritten von Nudisten belästigt und angemacht.

Selina (26) und Patricia (25) werden bei ihren Ausritten von Nudisten belästigt und angemacht.

20min/dk
«Unsere Tiere lieben das Wasser, das wollen wir ihnen nicht nehmen», sagt Selina. «Da wir mit den Pferden nicht überall zum Fluss gelangen können, bleibt uns aber nur der Abschnitt mit den nackten Männern.»

«Unsere Tiere lieben das Wasser, das wollen wir ihnen nicht nehmen», sagt Selina. «Da wir mit den Pferden nicht überall zum Fluss gelangen können, bleibt uns aber nur der Abschnitt mit den nackten Männern.»

20min/dk
Wenn sie vorbeireiten oder ins Wasser gehen, würden die Männer unverfroren aufstehen und sich ihnen präsentieren. «Wir werden angeglotzt, sexuell belästigt und es fallen haufenweise dumme Sprüche.»

Wenn sie vorbeireiten oder ins Wasser gehen, würden die Männer unverfroren aufstehen und sich ihnen präsentieren. «Wir werden angeglotzt, sexuell belästigt und es fallen haufenweise dumme Sprüche.»

20min/dk
Viele FKK-Besucher würden zudem durch ein Fahrverbot durchfahren, kritisieren die Frauen.

Viele FKK-Besucher würden zudem durch ein Fahrverbot durchfahren, kritisieren die Frauen. 

20min/dk

Darum gehts

  • In Andelfingen ZH sind an der Thur zahlreiche Nudisten anzutreffen.

  • Anwohnende und Reiterinnen stören sich am Verhalten gewisser FKK-Männer.

  • Zwei Naturisten aus Andelfingen bestätigen, dass sich der Gesprächston in den letzten zwei Jahren verändert hat.

  •  Der Gemeindepräsident von Andelfingen rät, in berechtigten Fällen Anzeige einzureichen. 

In Andelfingen an der Thur gibt es seit Jahren eine FKK-Community. Auf den Kiesbänken frönen die Nacktbadenden – vor allem Männer – der Freikörperkultur. Das hat Patricia* (25) und Selina* (26), die mit ihren Pferden am Ufer der Thur ausreiten, früher nie gestört. Nachdem zu Beginn der Corona-Pandemie aber auf einschlägigen Websites und auf Google Werbung für den FKK-Standort in Andelfingen gemacht wurde, habe sich die Situation verschärft. «Es wird vorgegaukelt, dass an der Thur ein offizieller Nacktbade-Platz besteht, obwohl dem nicht so ist», sagt Selina. So gebe es etwa Hinweise, dass es in den Gebüschen am Ufer «stille Nischen» gebe, «um alleine oder miteinander Spass zu haben». Statt wie früher nur am unteren Teil des Flusses, besetzt die FKK-Community nun den ganzen Flussabschnitt.  


Für Selina und Patricia, die seit mehreren Jahren im Sommer gerne mit den Pferden in der Thur baden gehen, sei die Situation mittlerweile «unerträglich» geworden. «Unsere Tiere lieben das Wasser, das wollen wir ihnen nicht nehmen», sagt Selina. «Da wir mit den Pferden nicht überall zum Fluss gelangen können, bleibt uns aber nur der Abschnitt mit den nackten Männern.» Wenn sie vorbeireiten oder ins Wasser gehen, würden die Männer unverfroren aufstehen und sich ihnen präsentieren. «Wir werden angeglotzt, sexuell belästigt und es fallen haufenweise dumme Sprüche.»

«Ich lasse meine Kinder nicht mehr alleine an den Fluss»

Bei der Polizei hätten sie sich bereits beschwert. Dort seien sie jedoch nicht ernst genommen und abgewimmelt worden, sagt Selina. «Uns wurde gesagt, dass man nichts tun könne, solange uns die Männer nicht zwischen die Beine fassen.» Die beiden 25-Jährigen trauten sich mittlerweile nicht mehr ohne Hund oder weitere Begleitung an den Fluss. Dabei seien sie nicht die einzigen, die mit dem Verhalten gewisser Leute aus der FKK-Community Probleme hätten. «Als kürzlich eine andere Reiterin alleine unterwegs war, kamen zwei nackte Männer auf sie zu und fragten sie, ob man sie kaufen könne», erzählt Selina. «Die Männer werden immer dreister. Muss zuerst immer etwas passieren, damit etwas unternommen wird?»

Auch Bewohnerinnen und Bewohner von Andelfingen zeigen sich besorgt: «Ich lasse meine Kinder nicht mehr alleine an den Fluss», sagt ein Anwohner. «Früher gingen dort viele Familien in der Thur baden. Seit Beginn der Corona-Pandemie gibt es aber viel mehr Nudisten, die sich auf der ganzen Uferbank ausbreiten und den Ort als ihre persönliche Spielwiese betrachten.» Dass man solche Anblicke der Familie ersparen möchte, sei klar, so der Mann.

FKK-Community ist entzweit 

Ein Naturisten-Paar aus Andelfingen kann die Klagen nachvollziehen: «Probleme gibt es erst seit etwa zwei Jahren, seit auf Google und Onlineportalen auf den FKK-Platz hingewiesen wird», sagt der Mann (56). Früher habe zwischen den Anwohnenden und der FKK-Community ein ungeschriebenes Gesetz gegolten: «Der untere Teil ‹gehörte› uns, der obere Teil des Flusses Personen in Bikinis und Badehosen.» Wenn Kinder oder Familien in der Nähe waren, habe man sich abgedreht oder verdeckt.


«Seit die Polizei bei der Werdinsel in der Stadt Zürich häufiger kontrolliert, kommen die Leute aber hierher, vergnügen sich in den Gebüschen und präsentieren sich ungeniert», so der Mann. Seine Partnerin (43) stimmt zu: «Im Gegensatz zu früher komme ich nicht mehr alleine her.» Zwischen alteingesessenen Naturisten und FKK-Zuzügern komme es deshalb immer wieder mal zu Auseinandersetzungen. «Wir wollen einfach in Ruhe baden und uns sonnen. Den anderen geht es vor allem darum, andere Leute intim kennenzulernen.»

Anzeige bei Belästigungen

Wie die Kantonspolizei Zürich auf Anfrage schreibt, wird keine spezielle Statistik zu entsprechenden Vorfällen geführt. Im Kanton Zürich bestehe jedoch kein Nacktbadeverbot. Auch die Gemeinde Andelfingen habe kein solches Verbot erlassen, sagt Polizeisprecher Marc Besson. «Wenn sich jemand jedoch in seiner persönlichen Integrität gestört fühlt, handelt die Polizei.» Die Personen würden kontrolliert und je nach Verhalten, beziehungsweise Anzeige, an die zuständige Untersuchungsbehörde verzeigt.

Laut Hansruedi Jucker, Gemeindepräsident von Andelfingen, tauscht sich die Gemeinde in regelmässigen Abständen mit dem Kanton Zürich und der Kantonspolizei Zürich zum Thema aus. «Ein Verbot drängt sich aus rechtlicher Sicht nicht auf, da FKK, wie in diesem Fall am Thurufer, grundsätzlich erlaubt ist.» Fühle sich jemand  belästigt, müsse diese Person direkt bei der Kantonspolizei Anzeige gegen die belästigende Person erstatten. «Sollte eine Häufigkeit berechtigter Anzeigen festzustellen sein, würde die Kapo vermehrt Kontrollen durchführen», so Jucker. «Und wenn die Gründe zu einer Anzeige berechtigen, werden sie auch entsprechende Bussen aussprechen.»

*Namen der Redaktion bekannt

Das sagt das Statthalteramt

Als strafbare Sexualität in der Öffentlichkeit gilt nebst des in die Zuständigkeit der Staatsanwaltschaft fallenden Exhibitionismus die sexuelle Belästigung, die in die Zuständigkeit des Statthalteramts fällt, sagt Catherine Nägeli, Statthalterin und Bezirksratspräsidentin im Bezirk Andelfingen. «Die sexuelle Belästigung ist ein Antragsdelikt und kann mit einer Busse bis maximal 10'000 Franken bestraft werden.»

Als sexuelle Belästigung gelte die Vornahme einer sexuellen Handlung vor einer Person, die diese Handlung nicht erwartet hatte. «Solange die Nacktbadenden vor den Reiterinnen keine sexuellen Handlungen an sich vornehmen, komme dieser Tatbestand nicht in Frage», so die Statthalterin.

Bei einer Anzeige durch die Reiterinnen könne aber ein Verstoss gegen die Polizeiverordnung der Gemeinde Andelfingen geltend gemacht werden, sagt Nägeli. Zuständig für das Verfahren sei das Statthalteramt. «Es muss im Einzelfall geprüft werden, ob eine nacktbadende Person gegen die öffentliche Ordnung und Sicherheit verstossen hat.» Die Höchststrafe wäre eine Busse von 500 Franken. 

08 August 2022

Buchempfehlung "Ich bin dann mal nackt"

Buchempfehlung

Für den Nacktstrand oder den Liegestuhl am "Clothing Optional" Swimmingpool des Nacktresorts habe ich hier eine Buchempfehlung.

Titel: Ich bin dann mal nackt

Splitternackt ins Meer springen, nahtlos Sonne tanken und mit den Kleidern alle Zwänge des Alltags ablegen: Lange waren solche kleinen Freiheiten nicht mehr so wertvoll wie heute, und so beliebt. Nacktsein liegt im Trend. Das gilt für die Nude Cruise auf dem Kreuzfahrtschiff genauso wie für Nackt-Yoga-Sessions oder Wandern barfuss bis zum Hals in der Natur. Mit dem Abwerfen der Kleidung entkommen wir einer Welt, in der Körper zur Ware geworden sind. Und so beschliesst der Journalist Marc Engelhardt, der neuen Faszination des Nacktseins nachzugehen. In bester Reportertradition begibt er sich auf eine Reise um die Welt – natürlich unbekleidet. So läuft er in Japan hüllenlos durch den Wintersturm, um mit hundert anderen das Glück zu suchen, geht bei 35° Grad im Schatten in der Stadt der Nackten am Cap d’Agde auf Schaufensterbummel und findet in Marokko heraus, warum Nacktheit in der arabischen Welt ebenso wichtig ist wie Verhüllung. Eine unterhaltsame und hochspannende Kulturgeschichte über die ganze Welt des Nacktseins.

Ausstattung: 16 S. farbiger Bildteil

Orell Füssli Verlag: CHF 23.90 (Stand 8.8.2022)

»Eine unterhaltsame und hochspannende Kulturgeschichte über die ganze Welt des Nacktseins.« ("rbb radioeins")

»Wie wird in anderen Ländern mit Nacktheit umgegangen? Engelhardt, Auslandskorrespondent, recherchierte weltweit und schrieb ein Buch darüber – in dem er interessante Unterschiede zutage fördert.« ("Welt am Sonntag")

»Heiter zu lesen, aber vor allem auch unerwartet tiefsinnig.« ("Brigitte")

»Wo ist der Mensch noch nackt? Wo darf er es sein? Eine Reise zu den letzten Refugien für Unbekleidete.« ("NZZ am Sonntag")

»Ein Statement für mehr Body Positivity und zugleich ein äusserst lesenswerter Kulturtrip rund um den Globus.« ("maenner.de")

Marc Engelhardt, Jahrgang 1971, ist Autor und freier Auslandskorrespondent. Seit gut zwei Jahrzehnten berichtet er für den Deutschlandfunk sowie ARD Hörfunk und Fernsehen, zunächst aus Nairobi und inzwischen aus Genf. Er ist Mitglied des Korrespondentennetzwerks Weltreporter, war fünf Jahre lang dessen Vorsitzender und hat mehrere gemeinsame Bücher herausgegeben, die u.a. bei DVA und Pantheon erschienen sind.

Marc Engelhardt lebt in der Schweiz. Jahrgang 1971, ist Autor und freier Auslandskorrespondent. Er ist auch Mitglied des Korrespondentennetzwerks Weltreporter. Im Sommer trifft man ihn am Ostseestrand auf Rügen - ohne Badehose, versteht sich.

Persönliche Notiz:

Habe das Buch während meinen Nacktferien in Spanien, Juni 2022, gelesen und bin eigentlich nicht mit viel Neuem versorgt worden.  Es bestätigt viele meiner Erkenntnisse und mein Wissen über den Umgang des Nacktseins in unserer heutigen Welt. Aus diesem Grunde kann ich die Lektüre durchaus empfehlen, damit bestehendes Gedankengut aktiv abgeholt werden kann. Selbstverständlich hat es neue Erkenntnisse, wie sich der Nudismus in muslimischen Gegenden zeigt und was der Ursprung war. Erschwerend kam sicherlich hinzu, dass dieses Buch während der Corona-Pandemie-Zeit entstanden ist und so einige geplanten Besuche rund um den Globus nicht stattgefunden haben. Das überwiegend positive Argument dürfte jedoch bleiben ist, dass überhaupt ein solches Buch erscheint und gemäss den Medien sich einer hohen Beliebtheit erfreut. 












24 Juli 2022

Presse Artikel über Naturistengelände Heliosport Aargau

In der Aargauer Zeitung vom 23.7.2022 aufgeschnappt. Ein Bericht über den Verein und ihre Themen rund um den Nudismus und die Entwicklung. 

Freikörper-Campingplatz in Auenstein: Sie trotzen der Hitzewelle mit nackter Haut

Was tun gegen heisse Temperaturen? Am besten alles ausziehen, finden Toni, Ulli und Daniel von «Heliosport Aargau». Nackt fühlen sie sich am wohlsten. Augenschein bei einem Verein, der manchmal strauchelt – trotz der übersexualisierten Gesellschaft unserer Zeit.

Der Verein Heliosport Aargau betreibt oberhalb von Auenstein das Naturistengelände «Chläb». Zum Areal gehören neben Camping-Stellplätzen auch Sportanlagen oder ein Pool.

Der Verein Heliosport Aargau betreibt oberhalb von Auenstein das Naturistengelände «Chläb». Zum Areal gehören neben Camping-Stellplätzen auch Sportanlagen oder ein Pool.

Bild: Valentin Hehli

Noch trägt er Kleidung, Anton Möckel, der am Mittwochmorgen vor dem Volg aus seinem Auto steigt, zur Begrüssung die Hand reicht und sagt: «Ich bi dä Toni.» Wenn es über die Freikörperkultur-Szene etwas als Erstes zu lernen gibt, dann dies: Wer sich vor anderen freimacht, möchte dabei ungern gesiezt werden.

An einem Südhang, oberhalb des 1600-Seelendorfs Auenstein nahe Rupperswil, betreibt der Verein Heliosport Aargau eine eigene Naturisten-Anlage mit Campingplatz. Hier sonnen sich die Mitglieder, oder sie lesen, spörteln, plaudern und spielen. Ohne Kleidung, versteht sich. «Wir zeigen uns nicht nackt», heisst es auf der Website, «wir leben nackt.» Gut abgeschirmt, freilich, wie sich weist, als wir nach kurzer Fahrt am Ende des staubigen Feldwegs stehen – vor einem Eingangstor, an dem mehrere Illustrationen die Naturisten-Zone andeuten.

Jugendliche glaubten, auf dem Camping gehe es hemmungslos zur Sache

Für Menschen wie Toni endet beim Naturismus die gesellschaftlich normierte Schamzone, die Freiheit beginnt. Für die meisten dürfte es nach wie vor umgekehrt sein. Zumindest legen das die Zahlen nahe: 6000 Mitglieder sind schweizweit in Naturismus-Vereinen registriert, also bloss ein halbes Prozent der Bevölkerung.

Weshalb?

Anton «Toni» Möckel, Präsident des Vereins Heliosport Aargau, praktiziert Naturismus seit Kindheitstagen und möchte es nicht missen.

Anton «Toni» Möckel, Präsident des Vereins Heliosport Aargau, praktiziert Naturismus seit Kindheitstagen und möchte es nicht missen.

Bild: Valentin Hehli

Nie war es einfacher, an Bilder oder Videos mit nackten Körpern zu kommen, dazu reichen heute ein paar Klicks. Und nie war die Hemmschwelle tiefer, im Nebel des Internets Privates oder gar Intimes preiszugeben. Aber enthüllte Brüste, Hintern oder Penisse auf einem Campingplatz im Grünen? Das möchten sich die meisten lieber nicht zumuten.

Viele Menschen würden Nacktheit unweigerlich mit Sexualität verknüpfen, erzählt Toni, inzwischen entkleidet, als wir auf der Terrasse unter einem der Sonnenschirme sitzen. Vielleicht, weil es ihnen so vorgelebt worden sei, «weil man die Eltern nie ohne Kleidung sah, ausser, wenn sie aus dem Schlafzimmer huschten.»

Erst wenige Wochen ist es her, da musste er eine Gruppe Jugendlicher enttäuschen, die am Tag der offenen Türe vorbeikam, um endlich mal zu sehen, ob die Nackten auf ihrem FKK-Gelände sich tatsächlich ungehemmt lieben.

Blick von der Terrasse auf den Swimmingpool, das Herzstück der Anlage.

Blick von der Terrasse auf den Swimmingpool, das Herzstück der Anlage.

Bild: Valentin Hehli

Auch würden Männer beim Probebesuch häufig die Befürchtung äussern, durch die Anblicke erregt zu werden. «Das ist bloss Kopfkino», sagt Toni, der zu bedenken gibt, Naturist werde man nicht von heute auf morgen. Er meint damit den Prozess, den es brauche, um dieses sexualisierte Muster zu durchbrechen. Um sich, mit etwas Überwindung, auch ohne Kleidung ganz natürlich und selbstsicher zu bewegen, was auch bedeute, seinen Körper so anzunehmen, wie er ist. Toni sagt: «Für uns hat jeder Mensch eine perfekte Figur.»

Die Kleider sind weg – und das Reizempfinden?

An diesem Morgen wirkt die Stimmung auf dem Campingplatz ruhig und unaufgeregt. Eine Frau hängt neben ihrem Wohnwagen Wäsche auf, eine andere pflückt Blumen. Auf der Terrasse kreuzt uns ein Männertrio. Toni fragt: «Händer guet zmörgelet?» Gegenüber der AZ hat er vor ein paar Jahren einmal gesagt: «Wir kennen uns alle nackt. Da schauen wir einmal hin. Und dann hat man alles gesehen». Ohne Kleidung verliere der Mensch äusserlich an Reiz, «man sieht ja alles.»

Die Terrasse liegt im Zentrum des Campingplatzes «Chläb». Sie grenzt an das Clubhaus mit Bistro (links im Bild).

Die Terrasse liegt im Zentrum des Campingplatzes «Chläb». Sie grenzt an das Clubhaus mit Bistro (links im Bild).

Bild: Valentin Hehli

Aber ist es so einfach? Können Menschen ihre Kleider ablegen und mit dazu ihr Reizempfinden? Lässt sich Anziehungskraft steuern?

«Dieser Teil funktioniert überall gleich», sagt Toni, und meint damit die Liebe, die unter Vereinsmitgliedern eben auch entstehen kann, wenn es passt. Dreimal dürfe man raten, wo er seine Frau kennen gelernt habe.

Zum Thema Hormone sagt Toni noch Folgendes: Wer auf den Campingplatz komme, weil er oder sie glaube, hier könne man ungestört «geile Frauen und Männer anschauen», sei am falschen Ort. Tagesgäste müssen sich mit Vor- und Nachname registrieren, Neumitglieder werden in mehreren Gesprächen zu ihren Haltungen und Neigungen befragt. Nicht zuletzt, weil sich auch Kinder auf dem Areal aufhalten. Zu zwei langjährigen Campern habe er eines Tages sagen müssen: «Gib deinen Schlüssel ab, dort ist die Tür.» Wiederholt war anderen Mitgliedern anstössiges Verhalten aufgefallen. Bei Heliosport Aargau schauen sie sich bald einmal nicht mehr gegenseitig auf die Geschlechtsteile – auf die Finger aber schon.

Ulli verbringt den Sommer «im Paradies»

Im Clubhaus treffen wir Ulli. Die 82-jährige Deutsche sitzt auf einer Holzbank, unter ihrem Unterarm ist ein Appenzellerland-Puzzle in Entstehung. Postkarten-Romantik in Tischgrösse. Immer wieder «kribbelt es sie in den Fingern» aufs Neue, an manchen Tagen sucht sie bis zu 14 Stunden nach passenden Teilchen.

Die 82-jährige Ulli aus Süddeutschland ist im Mai angereist. Sie bleibt bis Ende September. Am liebsten sitzt sie im Clubhaus und löst Puzzles.

Die 82-jährige Ulli aus Süddeutschland ist im Mai angereist. Sie bleibt bis Ende September. Am liebsten sitzt sie im Clubhaus und löst Puzzles.

Bild: Valentin Hehli

Inzwischen hat Ulli auf dem Campingplatz «Chläb» etwa 6000 solcher Puzzles gelöst. Kein Wunder: Sie ist ja auch schon lange dabei. Gegründet wurde Heliosport Aargau im Jahr 1951, sie trat 1963 bei – vor 59 Jahren. «Ich hab' schon viele Präsidenten durch», kommentiert sie die Vereinsentwicklung, «und zwei Schwimmbäder.»

Sauniert habe sie seit je her gerne, sagt Ulli. «Da war es zum Naturismus kein grosser Sprung.» Längst ist sie pensioniert und verbringt am liebsten den ganzen Sommer hier. Früher jedoch arbeitete sie noch in Süddeutschland als Telefonistin, kam nur fürs Wochenende in den Aargau, und immer, wenn sie am Freitagmittag die Arbeit niederlegen durfte, sagte sie sich: «So. Jetzt fahr ich in mein Paradies.»

Ulli schläft im Massenschlag unter dem Dach. Momentan bewohnt sie diesen Raum alleine. Der Grossteil ihres bescheidenen Gepäcks: Puzzles.

Ulli schläft im Massenschlag unter dem Dach. Momentan bewohnt sie diesen Raum alleine. Der Grossteil ihres bescheidenen Gepäcks: Puzzles.

Bild: Valentin Hehli

Immer angezogen  nie nackt

Ulli gehört unter den 270 Vereinsmitgliedern zu den langjährigsten. Die Älteste aber ist sie nicht. Die Spanne reiche von einjährig bis neunzig, sagt Toni. Gewachsen sei der Verein in den letzten Jahren indes kaum noch: Der Grossteil der Mitglieder ist zwischen 50 und 70 Jahre alt, die bestehende Zahl zu halten, sei Herausforderung genug. «Die demografische Entwicklung lässt grüssen.»

Heliosport Aargau sieht sich als Familienverein. Tatsächlich aber haben die meisten Mitglieder diese Phase längst hinter sich. Eltern mit Kindern gibt es auf dem Areal kaum, am Morgen des Besuchs ist eine Familie anzutreffen. Toni sagt, Kinder seien eigentlich nur vor Ort, wenn Mitglieder ihre Enkelinnen und Enkel mitbrächten.

Weshalb fehlt eine Generation?

Toni kann nur mutmassen: «Vielleicht finden die heutigen Eltern den Zugang zum Nacktsein nicht mehr so.» Ähnlich ging das manch einem Mitglied früher selbst, als die Freikörperkultur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufkam und sich erst noch etablieren musste. Toni erzählt von Mitgliedern, die ihre Eltern nie nackt sahen, bis diese im Alter gepflegt werden mussten.

Auch Naturisten von anderen Vereinen besuchen den Campingplatz «Chläb»

Bei den Pingpong-Tischen treffen wir Daniel. Der 57-Jährige aus dem Zürcher Unterland spielt mit zwei Kumpels, und als ihm ein Ballwechsel unerwartet entgleist und er sich wundert, zumal er diesen Punkt «schon fast im Sack» gehabt habe, entgegnet einer: «Wie das denn, ohne Hose?»

Daniel gehört eigentlich dem Verein Sonnenbad Rehwinkel in Oberglatt an. Weil er zudem Mitglied beim Schweizer Naturisten Verband (SNU) ist, der Dachorganisation, kann er schweizweit auch die Gelände der anderen Naturistenvereine besuchen. Von vierzehn besitzen acht eine eigene Anlage.

Daniel macht mit seiner Frau Ferien auf dem Campingplatz «Chläb». Die beiden haben auf dem Gelände einen Wohnwagen gemietet.

Daniel macht mit seiner Frau Ferien auf dem Campingplatz «Chläb».
Die beiden haben auf dem Gelände einen Wohnwagen gemietet.

Bild: Valentin Hehli

Nun haben er und seine Frau mit einem befreundeten Paar und zwei Kumpels eine Woche Ferien auf dem Campingplatz «Chläb» gebucht. Weil auf dem Gelände seines Stammvereins in Oberglatt kein Camping erlaubt ist, überlegt sich das Ehepaar nun, hier in Auenstein Mitglied zu werden und eine kleine Holz-Blockhütte zu kaufen.

Keine Kleidung zu tragen, setzt Daniel mit Freiheit gleich. «Für mich ist Nacktsein die natürlichste Lebensform.» Während er erzählt, naht langsam der Mittag, immer erbarmungsloser brennt die Sonne auf die Steinplatten. Ob wir in den Schatten stehen könnten, frage ich in die Runde, und Toni, der daneben steht, sagt «klar». Dabei hat er das Problem für sich längst erkannt: «Du häsch äfach z vill aa.» Vielleicht.

Webseite des Vereins: Heliosport Aargau Auenstein

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Basel Stadt und seine beiden Nacktstrände Ja, es gibt gerade zwei Nacktstrände in der Stadt Basel. Hier genannt "City" und "...

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