29.7.24
Selbst an einer PRIDE in Berlin gehen Deutsche gerne nackt auf die Strasse und mit Bodypainting bringen sie auch grad noch Schwung in die ganze nackte Sache. Einfach toll. Ok, der Sven ist ja Schweizer, aber lebt in Deutschland. Umso besser, wenn auch junge Schweizer sich ohne Scham auch gerne nackt zeigen.
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Quelle: x.com |
Unser Kollege aus dem Grenzgebiet Baden-Württemberg zur Schweiz schickt seine Grüsse aus seinen Ferien in Thüringen und bestätigt, dass gerade in Deutschland das Nacktsein auf dem "Vormarsch" ist und der nachfolgende Bericht bestätigt dies ausdrücklich.
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FKK in Deutschland erlebt ein Revival
„Am Anfang war es ein komisches Gefühl, sich auszuziehen. Man denkt, alle gucken. Aber dann guckt gar keiner. Es sind ja alle nackt.“ So wie der Familienvater aus Hessen am FKK-Strand von Cuxhaven-Duhnen beschreiben viele ihr „erstes Mal“.
Mittlerweile kommen er und seine Frau seit fünf Jahren jeden Sommer mit Tochter (heute 10) und Sohn (12) nach „Nackedonien“, wie Einheimische den Abschnitt nennen. Zuerst hätten profane Gründe sie hierher verschlagen: bessere Parkmöglichkeiten, mehr Ruhe, viel Platz, windgeschützte Stellen.
Inzwischen ist die Familie begeistert, auch zu Hause bevorzugen sie ein Bad mit FKK-Bereich. „Die Badehose nervt nur“, meldet sich der Sohn. „Ja, das Nacktsein ist angenehm“, sagt der Vater. „Und wir mögen die Atmosphäre. Freundlicher, familiärer. Auch toleranter. Ob dick oder dünn, das ist hier egal. Man wird nicht taxiert wie am Textilstrand.“
Die Urlauber aus Hessen zählen zu einer Gruppe, die munter wächst. Man sieht wieder mehr Nackte an vielen Stränden der Nord- und Ostsee und an den FKK-Badestellen von Berlin und Hamburg. Vor allem: mehr Newcomer, mehr Jüngere, Familien, internationale Gäste. Die Nachfrage nach Nakation (Naked Vacation, Nackturlaub) steigt, bestätigen Vereine und Touristiker.
Nackt in der Natur beim Wandern oder Radfahren
„Naturismus ist im Kommen. Das zeigt sich auch bei der steigenden Beliebtheit von ‚Nacktivitäten‘ wie Wandern oder Radeln ohne Kleider“, sagt etwa Sönke Reise, Vorsitzender des neu gegründeten Vereins GetNakedGermany. „Bei den FKK-Vereinen gibt oder gab es tatsächlich ein Überalterungsproblem. Allerdings ändert sich dies, auch traditionsreiche Vereine verjüngen sich.“
Sie benennen sich um (etwa die 1949 gegründete Liga für freie Lebensgestaltung in Naturist Camping am Flemhuder See Kiel) und bieten zeitgemäßen, modernen Service. So vermieten sie Tiny Houses oder legen Glasfaseranschlüsse auf ihrem Gelände.
„Gerade erleben wir einen Aufschwung, da viele Menschen sich nach Orten sehnen, in denen sie sich in der Natur ungestört aufhalten können“, beobachtet auch Michaela Toepper, Vizepräsidentin des DFK (Deutscher Verband für FreiKörperKultur).
1949 in Kassel gegründet, verbindet die Dachorganisation heute über 130 FKK-Vereine – und ihre Vereinsgelände mit Bade- und anderen Freizeitmöglichkeiten. Nachdem die Mitgliederzahlen jahrelang sanken oder stagnierten, gibt es laut der jüngsten Erhebung (vom Herbst 2021) nun wieder einen Anstieg auf 32.531, plus 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Corona mag dabei eine Rolle gespielt haben. „Urlaub in Deutschland war ja angesagt“, sagt Martina Vavra, Bundesvorsitzende der fkk-jugend, ein Verein für Menschen bis 27 Jahre. „Und da unsere Vereinsgelände kleine Paradiese darstellen, kommen viele neue Mitglieder. Bei uns sind das vorwiegend junge Familien.“
Der geschützte Raum, den ein Verein bietet, dürfte für Eltern mit Kindern besonders attraktiv sein. Generell wird Respekt und ein sorgsamer Umgang miteinander unter Naturisten großgeschrieben, erotisierendes oder übergriffiges Verhalten ist verpönt.
Naturismus liegt im Einklang mit anderen Trends
Auch außerhalb von Vereinen entdecken mehr Menschen den Naturismus, an Seen, am Meer, im Grünen. Schließlich liegt er im Einklang mit anderen Trends wie Naturverbundenheit und Body Positivity, die Fähigkeit, seinen Körper zu mögen, auch wenn er nicht perfekt ist.
US-Studien ergaben, dass Nacktsein die Selbstakzeptanz steigert. Hinzu kommt das Wohlbefinden und ein Gefühl der Freiheit, ohne störende Badebekleidung an der frischen Luft zu sein: Wer es einmal ausprobiert hat, bleibt oft dabei.
Wind auf der Haut, zurück zur Natur, nichts zwischen mir und dem Meer – es scheint, als erlebe die Tradition der Freikörperkultur in Deutschland nach einer langen Flaute tatsächlich ein Revival. Bereits 1893 gründete sich in Essen der erste FKK-Verein der Welt. Die Lebensreform-Bewegung suchte den Ausbruch aus den ungesunden und naturfernen Bedingungen, die in den Industriestädten herrschten. In den 1920ern wuchs die Initiative. Nach 1933 wurde sie von den Nazis verboten.
FKK boomte – nicht nur in der DDR
Was viele nicht wissen: Auch in der DDR gab es ein Nacktbadeverbot. Erst nach heftigen Protesten der Bevölkerung wurde es 1956 aufgehoben – für gekennzeichnete Stellen. FKK boomte, nicht nur in Ostdeutschland.
In der 68er-Bewegung im Westen galt Nacktheit als Befreiung vom Spießertum. Antiautoritäre Eltern ließen ihre Kinder unbekleidet spielen. Das Freikörperkultur-Ziel Sylt erlebte einen neuen Ansturm: „In jeder Welle hängt ein nackter Arsch“, bemerkte Romy Schneider nach einem Inselbesuch 1968.
Isabell Kroner von Euronature, Spezialist für Naturisten-Urlaub: „Dieses Jahr gibt es ein überraschend hohes Anfrageaufkommen, dem man mangels Verfügbarkeiten nicht mehr gerecht werden kann.“ Sehr starke Nachfrage gebe es von Familien mit mehreren Kindern. Sie suchten bevorzugt naturverbundene FKK-Anlagen, vor allem in Frankreich, mit Angeboten für alle Altersklassen.
Und noch eine Entwicklung fällt auf: Komfort ist gefragt. „Die meisten Gäste sind an höherwertigen Unterkünften interessiert, aber es wird auch das Angebot von ausgestatteten Zelten genutzt, die inmitten der Natur absolute Entschleunigung bieten“, heißt es seitens Euronature. Viele Urlauber gäben dafür mehr Geld aus.
Zudem gebe es einen „erkennbaren Trend zu mindestens einer zweiten FKK-Reise pro Jahr“. In Kroatien, dem beliebtesten Reiseland deutscher Naturisten, wurden preiswerte FKK-Resorts in Textil-Anlagen umgewandelt, dafür aber höherpreisige Nacktbade-Anlagen wie „Valalta“ modernisiert und ausgebaut, sagt Wolfgang Weinreich vom FKK-Reiseanbieter Miramare.
Frankreich ist Deutschland beim FKK-Urlaub voraus
Auch Resorts in Frankreich erhielten Auffrischungskuren, etwa das älteste FKK-Resort überhaupt, das „CHM Montalivet“ an der Atlantikküste nahe Bordeaux. Überhaupt hat Frankreich, so scheint es, Deutschland in puncto FKK einiges voraus.
Unser Nachbarland blickt ebenfalls auf eine lange Naturisten-Tradition zurück – und verzeichnete schon früher ein Revival. „Tatsächlich ist seit zehn Jahren eine neue Begeisterung für den Naturismus zu beobachten. Junge städtische Familien möchten ihren Urlaub so naturnah wie möglich verbringen und dabei Werte wie Respekt und Authentizität erleben“, sagt Philippe Champetier, Co-Geschäftsführer von France 4 Naturisme, nach eigenen Angaben größter Anbieter von FKK-Urlaub in Frankreich.
Nach zwei Jahren Corona-Epidemie verzeichne man nun einen sehr starken Anstieg von Buchungen aus Deutschland – die wichtigste ausländische Kundschaft ihrer Ziele am Atlantik und am Mittelmeer.
Die Gruppe betreibt sechs gehobene FKK-Feriendörfer mit Bungalows, Chalets, Mobilheimen und mietbaren Zelten. Angebote, die es in dieser Form laut Euronature in Deutschland noch nicht genügend gibt, obwohl die Nachfrage vorhanden wäre.
Nackte aus den USA und Polen
Steigende Nachfrage nach deutschen FKK-Zielen gibt es auch aus dem Ausland. Am Berliner Müggelsee etwa sieht man verstärkt Nackturlauber aus den USA, wo bereits 2018 über Nakation als Reisetrend berichtet wurde.
Und am FKK-Strand von Ahlbeck auf Usedom, fußläufig vom Seebad Swinemünde in Polen erreichbar, beobachtet man einen wachsenden Anteil polnischer Besucher. In dem katholisch geprägten Land ist Nacktheit noch ein Tabu, bestätigen Frank Straka von Travelnetto, Anbieter für Polenreisen, und Peter Rijnvis, Präsident der Polish Naturist Federation, die nur rund 100 Mitglieder hat. Also weicht man diskret ins liberalere Ausland aus.
-> Tipps für schöne FKK-Ziele in Europa:
Welche Strände sind perfekt für Naturisten? Die Buchungs- und Bewertungsplattform Holidaycheck listet diese als beste in Europa:
Kampener Strand, Sylt: Der Abschnitt an der legendären „Buhne 16“ auf Sylt ist seit Jahrzehnten berühmt. Mit Bistro und Strandsauna.
Praia do Homem Nu, Algarve: Der „Strand des nackten Menschen“ erstreckt sich über drei Kilometer auf der feinsandigen Ilha de Tavira. Achtung, starke Strömungen!
Playa el Mago, Mallorca: An der Westküste der Insel liegt er geschützt in einer malerischen Bucht, Kiefern und Sträucher spenden Schatten.
Strände von Hvar, Kroatien: FKK-Inselhüpfen – vom Strand des Fischerdorfs Zavala an der Inselsüdseite zum Mini-Eiland Jerolim.
Faliraki, Rhodos: Der einzige FKK-Strand der Insel liegt zwischen dem Textilstrand und der Bucht Anthony Quinn. Überall sonst ist Nacktbaden auf Rhodos verboten.
Quelle: https://www.welt.de/reise/deutschland/article240904189/Nackt-im-Urlaub-FKK-in-Deutschland-erlebt-ein-Revival.html?fbclid=IwAR0NbOGKF-5pLEecseaOA_V9tHKpj29EfGmGubJKGik6Yd0lGn_rFrXK8K4
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